Das Musik-Projekt „Der Orangen-Mond“ spendet Licht am Ende des Tunnels
Ein weiteres unserer Herzensprojekte auf Kuba trägt den schönen Namen „La Luna Naranja“ (der Orangen-Mond): In Santa Clara haben sich vor Jahren über 40 MusikerInnen zusammengetan, um gemeinsam ihr eigenes Kulturzentrum zu schaffen.
Die Idee war, eine Bühne mit Proberäumen und Aufnahmestudio zu kombinieren. Santa Clara ist die Stadt der modernen kubanischen Trova, der „singer/songwriter“. Das kreative Potential dieser Stadt scheint schier unerschöpflich und musikalische Rohdiamanten arbeiten auch hier als Taxifahrer. Also lag es nahe, einen Raum zu schaffen, in welchem Alt und Jung zusammenkommen und Neues erschaffen. Auch in Santa Clara mangelt es nicht an touristischen Kulturangeboten, der Bedarf der lokalen Bevölkerung an Ausdrucksmöglichkeiten ist jedoch zunehmend unterversorgt.
Das Projekt „La Luna Naranja“ begann mit viel Euphorie, wurde aber bald von der Realität eingeholt: Die treibenden Kräfte Walter und Roly wurden von der Corona- und der Wirtschaftskrise überrollt. Über die Hälfte aller Beteiligten hat mittlerweile das Land verlassen und den anderen ist die Zuversicht abhandengekommen.
Als unsere Karawanis Pascal und Bruno das Projekt im Februar 2024 besuchten, waren die Räumlichkeiten bereits renoviert und eingerichtet. Die Bühne startklar für den Auftritt und der Tresen bereit für den Ausschank. Walter, der sich als Tontechniker um die technische Ausstattung von „La Luna Naranja“ kümmert, war dennoch perspektivenlos. Er arbeitet bei der „Etecsa“, der kubanischen Telekom, und verdient keine 20,-€ im Monat! Es besteht kaum Hoffnung, in den nächsten Jahren Mikrofone, Lautsprecher, Mischpult, Bühnenlicht und anderes Equipment kaufen zu können, damit „La Luna Naranja“ endlich eröffnen kann.
Dennoch will Walter nicht auswandern. Seine Eltern haben einst in der DDR studiert (daher sein deutscher Name), aber er sieht seinen Platz hier in Santa Clara. Wir haben Walter gebeten, sich doch bitte ein paar Tage Gedanken zu machen, was denn am allerdringlichsten wäre. Während Walter an einer Liste arbeitete, stand Bruno hinter ihm und bemerkte, dass Walters Hände zu zittern begannen. Walter schüttelte langsam den Kopf und Tränen schossen ihm in die Augen. Bruno fragte: „Walter, was ist los, was ist passiert?“ Walter: „Bruno, seit Jahren hoffen wir, dass uns einmal ein klein wenig das Glück streifen möge und nun trifft uns das Glück mitten ins Herz! So etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert!“ Auch alle anderen haben Walters Gefühlsausbruch mitbekommen und das Ganze endete schließlich in einer kollektiven Riesenumarmung.
Gemeinsam mit Walter konnten wir Musik-Equipment für „La Luna Naranja“ um ca. 8.000,- € kaufen. Damit ist für dieses Projekt wieder ein Grund mehr da, Santa Clara doch noch eine Chance zu geben, und das Land nicht zu verlassen. Es geht wieder etwas vorwärts, es passiert wieder etwas Hoffnungsvolles – ein kleines Licht am Ende des Tunnels!