Akute Versorgungskrise auf Kuba als Fluchtursache
Während des Projektaufenthalts konnten die Karawanis Bruno und Pascal die akute Versorgungskrise auf Kuba direkt miterleben: Über Nacht hat sich der Benzinpreis verfünffacht (!).
Umgerechnet auf Österreich und Deutschland würde das bedeuten, dass ein voller Tank plötzlich unglaubliche EUR 500,- kosten würde. Die Folgen wären fatal: Beispielsweise könnte sich niemand mehr Lieferungen an Supermärkte oder andere wichtige Transporte leisten. Der tägliche Weg zur Arbeit wäre einfach zu teuer. Es würde alles stillstehen. Aber genau das ist die momentane Situation auf Kuba!
Die Gründe dafür sind vielfältig, aber einer der Hauptgründe sind die massiven Wirtschaftssanktionen der USA gegen Kuba, bei denen auch europäische Länder beteiligt sind. Diese Sanktionen werden aktuell massiv verschärft, weil die USA versucht, Kuba wirtschaftlich zu isolieren und in die Knie zu zwingen. Denn langfristig kann kein Land dieser Welt alleine, also ohne Wirtschaftsbeziehungen, existieren.
Die Lebenssituation der KubanerInnen kam schließlich durch die Corona-Krise völlig ins Wanken, weil auch der Tourismus auf der Insel eingebrochen ist. Dank diesem Standbein konnten sich unzählige KubanerInnen vorher ein eigenständiges Leben leisten – trotz der US-Sanktionen.
Auch die Versorgung mit Nahrung ist auf Kuba aktuell ein Problem. Auf den ersten Blick wirken die meisten KubanerInnen durchaus wohlgenährt. Spricht man jedoch mit örtlichen MedizinerInnen, stellt sich heraus, dass das Volk unter einer notorisch-einseitigen Mangelernährung leidet. Hauptnahrungsmittel auf Kuba sind Reis und Bohnen, sowie Weißbrot und Zucker. Salat, Obst und Gemüse würden auf Kuba zwar gut gedeihen, müssten aber mit Pumpen bewässert werden, was wiederum an der Treibstoffknappheit scheitert. Daher sind nährstoffreiche und gesunde Lebensmittel wie Obst und Gemüse sehr teuer und für die Einheimischen schwer leistbar.
Pascal und Bruno waren schon nach relativ kurzer Zeit darüber im Bilde, worunter die kubanische Bevölkerung derzeit am meisten leidet: Zum einen ist es der Mangel an materiellen Dingen. Viele Produkte des täglichen Bedarfs sind – wenn überhaupt – nur zu völlig überhöhten Preisen erhältlich.
Zum anderen und wohl zum größeren Teil macht der Bevölkerung aber der Mangel an Perspektiven zu schaffen. Gerade für die junge Generation scheint es unmöglich eine Zukunft auf ihrer Insel zu planen. Für sie ist Flucht der einzige Ausweg aus ihrer aussichtslosen Lage. Zwar lieben alle ihre Insel, ihre Kultur und ihr karibisches Lebensgefühl – jedoch sind die Möglichkeiten hier würdevoll und den eigenen Vorstellungen entsprechend zu leben, schwer zu finden.