Sinnloses Blutvergießen – der Bürgerkrieg in Äthiopien
Noch bis November 2022 wütete im Norden Äthiopiens ein blutiger Bürgerkrieg. Dieser endete also erst ca. drei Monate vor unserer Ankunft im Februar. Auch wenn die Menschen vor Ort mit uns kaum über diese schlimme Zeit reden, haben wir über Maalika doch Einiges erfahren, das wir hier nicht ausklammern möchten.
Liest man die offizielle Version des Krieges, war eine wegen COVID-19 verschobene, landesweite Parlamentswahl der Auslöser für den Konflikt in der Region Tigray. Letztendlich waren aber zahlreiche Parteien und Interessen involviert in einen immer undurchschaubareren Bürgerkrieg. Auch die Afar sind ein kriegerisches Hirtenvolk, die ihre AK-47 (Kalaschnikow) nicht nur als Statussymbol und zum Schutz ihrer Herden tragen.
Im vergangenen Bürgerkrieg stellten sich die Afar mehrheitlich hinter die Regierungstruppen. Maalika erzählt uns von Leichenfeldern in ihrer Region, wo sie mit eigenen Augen Frauen mit ihrem Baby auf dem Rücken und Maschinengewehr am Bauch erschossen im Sand liegen sah. Männer, Frauen und auch Kinder haben am Schluss gegen die TPLF (Volksbefreiungsfront von Tigray) gekämpft. Es ging auch um die Kontrolle der wichtigsten Verbindungs- und Handelsstraße von Addis Abeba zum Hafen von Dschibuti. Wer diese kontrolliert, hat den Handel und die Macht dieser Region im Griff.
Es gab drei Arten von Kampftruppen der Tigray, erzählt Maalika: Der erste Trupp vertrieb oder tötete die Menschen in den Dörfern, der zweite Trupp plünderte alles was an Brauchbarem zu holen war und er letzte Trupp zerstörte alle übriggebliebene Infrastruktur der eroberten Gebiete – von den Wasser- und Stromleitungen bis zu den Solarpaneelen der Häuser.
Die Afar halfen den Regierungstruppen den weiteren Vormarsch der TPLF in Richtung Addis Abeba zu verhindern, weshalb sich die Regierung bei den Afar bedankte und dieses Hirtenvolk aus Regierungssicht heute in besserem Licht dasteht als zuvor.
Dass ein solcher Krieg aber stets sinnlos ist und am Ende keinerlei Verbesserung bringt, wurde uns auch hier hautnah vor Augen geführt. Die Lebensbedingungen der Menschen – egal ob Afar, Tigray oder Amharen – sind nach wie vor extrem schwierig und all das Blutvergießen – unabhängig auf welcher Seite – ist und bleibt ein Gräuel.